Im August 2009 in Berlin hatte der jamaikanische Wunderläufer Usain Bolt auf der 100-Meter-Strecke den alten Weltrekord pulverisiert. Seit jenem Tag hält der Bolt-Rekord von 9,58 Sekunden. Sein Blitz-Jubel wurde ebenso zur Ikone wie Bolt selbst. Jetzt könnte ein indischer Läufer an dem Fabelweltrekord rütteln – aber es ist kompliziert.
Ob an dem indischen Wunderläufer Srinivas Gowda ein potenzieller 100-Meter-Weltrekordler verlorengegangen ist, werden wir möglicherweise nie herausfinden. Denn zu einem offiziellen Rennen auf der Tartan-Bahn ist Gowda nicht bereit. Er selbst sieht sich nicht als Bolt-Herausforderer, auch wenn die indischen Offiziellen das gerne hätten. Aber von vorn.
Bauarbeiter als Super-Sprinter
Der 28-jährige Gowda ist eigentlich Bauarbeiter und lebt im indischen Bundesstaat Karnataka. In seiner Freizeit widmet er sich der traditionellen indischen Sportart Kambala. Beim Kambala laufen die Teilnehmer auf einer Strecke von 142 Metern so schnell wie möglich durch ein schwammiges Reisfeld – begleitet von zwei aneinander gebundenen Büffeln.
Anfang Februar nun soll Gowda die 142-Meter-Strecke in einer Zeit von 13,42 Sekunden absolviert haben, wie sport1.de berichtet. Gowda freute sich dabei über einen nationalen Kambala-Rekord. Zugleich, wie indische und britische Medien herausfanden, war er damit die 100 Meter in umgerechnet nur 9,55 Sekunden gelaufen – also drei Hundertstel schneller als Bolt bei seinem Rekordlauf.
Kein Wunder, dass der indische Sportminister hellhörig wurde. Er rief den Wunderläufer dazu auf, zu Auscheidungswettbewerben für die Olympia-Teilnahme anzutreten. Zudem wolle Indien dem Sprinter den besten Coach zur Seite stellen, damit dieser möglichst Gold für den Subkontinent holen solle.
Gowda: Fokus liegt auf Kambala
Aber Gowda war der Rummel um seine Person offenbar unangenehm. Der 28-Jährige schlug das Angebot aus. Er erklärte, dass er sich selbst gar nicht als möglichen 100-Meter-Läufer und Bolt-Rekord-Herausforderer sehe. Sein Fokus liege auf Kambala, er sei es gewohnt, mit Büffeln durch Reisfelder zu laufen. Außerdem führte Gowda eine Verletzung an.
So ganz zuschlagen wollte der Wunderläufer die Tür aber nicht. Zumindest der Gründer der Kambala-Akademie, der Gowda offenbar unter die Fittiche genommen hatte, sagte, dass der Mann derzeit Verpflichtungen habe. Eine Teilnahme zu einem späteren Zeitpunkt sei aber eventuell möglich. Mal sehen, ob wir in den nächsten Monaten einen indischen Sprint-Star bei offiziellen Lauf-Veranstaltungen sehen werden.
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